Donnerstag, 20. Oktober 2016

Homeoffice: Zweites Frühstück statt Berufsverkehr?

Umfrage: Fast 40 Prozent der Unternehmen bieten eine Option auf Homeoffice an


Foto: djd/randstad/thx
Morgens kein Stau im Berufsverkehr und kein Stehen in einer überfüllten, stickigen U-Bahn. Stattdessen zu Hause ein zweites Frühstück genießen und dabei mit den Kollegen im Büro per E-Mail oder Intranet kommunizieren. So sieht für die meisten Arbeitnehmer wohl der Traum vom Homeoffice aus. Im Nachbarland Niederlande kann inzwischen tatsächlich jeder Arbeitnehmer entscheiden, ob er lieber zu Hause oder im Büro arbeiten will. In Deutschland dagegen gibt es darauf keinen gesetzlichen Anspruch, es ist jeweils eine Vereinbarung mit dem Arbeitgeber notwendig.

"Die Arbeit im Homeoffice hat zwei Seiten", erklärt Oliver Schönfeld vom Verbraucherportal Ratgeberzentrale.de. Einerseits sei es beispielsweise für Pendler mit einem weiten Weg zur Arbeit eine deutliche Erleichterung, wenn diese Strecke zumindest gelegentlich entfallen könne. Andererseits müsse man aber auch sehen, dass bei der Arbeit im Homeoffice die Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit viel schwerer falle, als wenn man am Feierabend das Büro verlassen und von der Arbeit abschalten könne.

Immer mehr Firmen bieten die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice


Fakt ist: Immer mehr deutsche Unternehmen bieten ihren Beschäftigten die Möglichkeit, gelegentlich im Homeoffice zu arbeiten. Das ergab die aktuelle ifo-Randstad-Personalleiterbefragung. Betrug der Anteil der Firmen, die ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zur Arbeit im Homeoffice geben, 2012 erst 30 Prozent, so sind es 2016 schon fast 40 Prozent. Etwa zwei Drittel der größeren Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten bieten die Arbeit im Büro zu Hause an, bei Firmen unter 50 Mitarbeitern sind es nur 29 Prozent. 23 Prozent der Unternehmen wollen der Umfrage zufolge Homeoffice in den kommenden Jahren verstärkt nutzen, nur drei Prozent wollen diese Arbeitsform zurückfahren.

Trotz Homeoffice: Häufige Anwesenheit in der Firma erwünscht


Die Heimarbeit bedeutet aber keine völlige zeitliche Freiheit. Wer Homeoffice nutzt, muss bei 72 Prozent der Unternehmen häufig und bei 43 Prozent vereinzelt im Büro präsent sein (Mehrfachnennungen waren hier möglich). Nur in 26 Prozent der Fälle konnten die Betroffenen ausschließlich zu Hause arbeiten und mussten in der Firma nicht präsent sein. Genutzt wird Heimarbeit deutlich öfter von Vollzeitbeschäftigten als von Teilzeitbeschäftigten und deutlich mehr von Müttern als von Vätern.

Anwesenheit zwingend erforderlich


Die ifo-Randstad-Personalleiterumfrage ging auch der Frage auf den Grund, warum viele Firmen überhaupt keine Möglichkeit für die Arbeit im Homeoffice bieten. In diesen Unternehmen sagten 63 Prozent der Personaler, dass die Anwesenheit der Mitarbeiter in der Firma zwingend erforderlich sei. Dort, wo das nicht der Fall war, begründeten 41 Prozent der Personalleiter ihre Ablehnung mit erschwerter Kommunikation beim Homeoffice, 31 Prozent mit der IT-Sicherheit und 25 Prozent mit dem Datenschutz. Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich.