Sonntag, 17. April 2016

eSIM ist Durchbruch für Mobility Konzepte

eSIM ist Schlüssel für Internet der Dinge, M2M-Kommunikation und Industrie 4.0


Dr. Bettina Horster
Foto: VIVAI Software AG
Die Einführung der fest eingebauten und netzbetreiberunabhängigen Embedded SIM-Karte (eSIM), anstelle der heute üblichen Plastik-SIM, wird einen „Durchbruch für das weltweite mobile Internet“ bedeuten, sagt eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. 

Mit der eSIM wird es erstmals möglich, sich beim ersten Einsatz auf einen Netzbetreiber online aufzuschalten. Davor mussten die Hersteller schon im Werk wissen, wo oder mit welchem Betreiber in Zukunft gearbeitet wird. 

Hierdurch erhalten die Hersteller und die Kunden mehr Flexibilität, in praktisch jedem Mobilfunknetz rund um den Globus, ohne manuellen Kartenwechsel, online zu gehen. 

„Wenn sich die Mobilfunk­betreibervereinigung GSMA mit den beiden Smartphone-Marktführern Apple und Samsung einigt, entsteht de facto ein Standard, auf den die Internetbranche dringend wartet“, erklärt Dr. Bettina Horster, Vorstand der VIVAI AG und Direktorin Mobile im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.

Bei der „Embedded SIM“ wird die SIM im Gerät fest verbaut. Diese übernimmt alle Funktionen des bisher üblichen Chips, der aus einer Plastikkarte gebrochen und in Smartphones und Tablets eingelegt werden muss. Vorteil der eSIM: Beim Wechsel des Mobilfunkanbieters muss keine neue Karte gekauft und eingesteckt werden, sondern der im Gerät integrierte SIM-Chip wird einfach per Funk auf den neuen Anbieter umprogrammiert. Außerdem sind die festverbauten Chips bei Erschütterungen, großen Temperaturunterschieden und Staub viel unempfindlicher und können viel länger störungsfrei eingesetzt werden.

Apple und Amazon sind vorangegangen


Apple hatte bereits im letzten Jahr zwei iPad-Modelle mit einer eSIM ausgestattet, die allerdings nur in den USA und Großbritannien funktionieren. „In diesem Jahr kommen weitere mit eSIM ausgestattete Geräte auf den Markt“, erläutert die eco Expertin Dr. Bettina Horster. Der „Klassiker“ der „im Gerät fest verbauten SIM“ ist übrigens seit Langem erfolgreich auf dem Markt: Nutzer des Lesegeräts Kindle 3G von Amazon können „schon immer“ beinahe überall auf der Welt ein Buch kaufen und herunterladen, ohne sich über den Netzbetreiber Gedanken machen zu müssen.

EU-Autos ab 2018 mit eSIM


Neben dem „Connected Globetrotter“ kommt die eSIM vor allem dem aufkommenden „Internet of Things“ (IoT), also der Direktkommunikation von Geräten untereinander (Machine-to-Machine, M2M), zugute. Autos, Maschinen, Haushaltsgeräte, Reisegepäck – die Liste der Möglichkeiten zum Verbauen der eSIM, nicht etwa nur in Smartphones und Tablets, ist lang. Kraftfahrzeuge, beispielsweise, die in der EU ab 2018 mit dem eCall-System ausgerüstet werden müssen, erhalten eine eSIM. Für die „Industrie 4.0“, also die Vernetzung der industriellen Welt, stellt die eSIM laut eco ebenfalls ein Schlüsselelement dar. „Mit der eSIM wird der Durchbruch für das Internet der Dinge eingeläutet“, sagt Dr. Bettina Horster voraus und prognostiziert: „Im Jahr 2020 werden weit mehr als 25 Milliarden Geräte weltweit mit dem Internet verbunden sein – ein erheblicher Teil davon mit einer eSIM.“

Mobilfunknetzbetreiber stehen der eSIM positiv gegenüber


Während die Verbraucher vom bequemeren Surfen ohne Kartenwechsel und die Industrie durch einen neuen Milliardenmarkt von der eSIM profitieren, gab es bislang Zweifel, ob die Mobilfunknetzbetreiber mit dem „kleinen Stück Plastik“ nicht ihr stärkstes Kundenbindungsinstrument verlieren. „Die durchweg positiven Äußerungen sowohl von T-Mobile als auch von Vodafone lassen jedoch den Schluss zu, dass auch dieses Branchensegment die eSIM als Geschäftstreiber für sich erkannt hat“, sagt Dr. Bettina Horster an. Vodafone hat angekündigt, demnächst in seinen Shops mit einer Smartwatch von Samsung das erste eSIM-fähige Mobilfunkgerät in Deutschland auf den Markt zu bringen.